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Als ich Teenager war, waren wir daheim insgesamt 4 (!!) Mädels im Alter von 10-16 Jahren. Wir hatten im ganzen Haus nur einen analogen Telefonanschluss. Der war im Flur. Jede von uns bemühte sich, ja die Erste zu sein, die ihren Schulranzen in die Ecke pfefferte, um danach 2 Stunden mit der besten Freundin zu telefonieren. Immerhin hat man sie seit Schulschluss volle 90 Minuten lang nicht mehr gesehen!
Bei uns zuhause als Anrufer ein Freizeichen zu hören, glich in etwa einem 6er im Lotto mit Zusatzzahl.
Meine Eltern und wir hatten darüber regelmäßig Streit. Sie haben einfach nicht verstehen können, wie unendlich WICHTIG und DRINGEND es war, was es täglich zu besprechen gab.
Ständig gab es Diskussionen:
- Warum kann das nicht bis morgen warten?
- Es ist so schönes Wetter, willst du nicht lieber raus gehen?
- Musst du dauernd am Telefon hängen?
- Ich muss auch mal telefonieren, hör jetzt auf
Im Grunde führen wir heute inhaltlich die gleichen Diskussionen wie zu unserer Jugend.
Es haben sich letztendlich nur die Rahmenbedingungen geändert.
Ist dir eigentlich bewusst, vor welcher wahnsinnigen Herausforderung wir Eltern heute stehen?
Wir sind die erste Generation Eltern, deren Kinder mit dem Smartphone aufwachsen. Hatten wir gerade mal ein paar Jahre Zeit, uns daran zu gewöhnen, müssen wir gleich darüber entscheiden, was für unsere Kinder richtig ist.
Wir sind ohne Smartphone, Instagram, Youtube aufgewachsen und viel zu viele Teenager müssen sich das heute noch anhören. „Als ich so alt war wie du, das sind wir draußen spielen gewesen, statt nur an dem Ding zu hängen…“
Wir haben keinerlei Referenzwerte und haben auch niemanden, den wir großartig befragen können. Denn unsere Kinder sind Generation Smartphone. Davor gab es keine.
Uns fehlen sämtliche Referenzwerte zu diesem Thema. Wenn dein Kind betrunken nach Hause kommt, dann hast du dazu einen Referenzwert. Entweder du kennst das von dir selber oder du hast jemanden in deinem Freundeskreis, bei dem du das mitbekommen hast. Wenn dein Teenie mit 2 Akkus in der Tasche losrennt, um im Park Pokémon zu suchen dann fehlt uns schlichtweg der Referenzwert, wie wir das einzuordnen haben, wie wir damit umgehen sollen.
Um besser mit der 24/7 Handynutzung deines Kindes besser umgehen zu können, habe ich dir hier meine 5 besten Tipps zusammengefasst:
# 1: Eltern sind Vorbilder: Wie handhabst du das?
Wir können unserem Kind beibringen, wie es achtsam mit dem Smartphone umgeht. Doch um das tun zu können, muss ich dir eine Frage stellen: Setzt du selbst dein Handy immer achtsam ein?
Viele Eltern trainieren in jungen Jahren ihren Kindern regelrecht an, das Handy als Ablenkung zu nutzen – sich aber dann darüber aufregen, dass die Kinder mit dem kooperieren, was die Eltern von ihnen wollen.
Im Klartext heißt das:
Wenn du deinem Kind seit es 5 Jahre alt ist, beim Arzt, im Restaurant, im Auto, im Flugzeug, bei der Oma, wenn es weint, wenn ihm langweilig ist, wenn es traurig ist usw. das Handy in die Hand drückst, damit es still ist, dann schimpf nicht, wenn es sich das Handy nimmt und still ist.
Es hat es nicht anders von dir gelernt. Wir als Eltern haben eine riesige Vorbildfunktion beim Thema Umgang mit dem Handy.
- Wenn du es nicht schaffst, beim Mittagessen das Telefon außer Sichtweite zu lassen, wie soll es dein Kind lernen?
- Wenn du jedes Gespräch mit deinem Kind unterbrichst, weil gerade eine WhatsApp-Nachricht hereingekommen ist, wie soll dein Kind auf die Idee kommen, es anders zu machen?
- Wenn du selbst am Strand oder beim gemeinsamen shoppen ständig deine Mails checkst, wie soll dein Kind lernen, dass man das während der Hausaufgaben lieber lassen sollte?
# 2: Akzeptiere, dass sich die Freizeitgestaltung unserer Kinder geändert hat.
- Ja, früher waren wir viel mehr draußen.
- Ja, früher waren wir oft bei Freunden zum spielen
- Ja, früher haben wir weniger Ferngesehen
- Ja, früher hat man noch telefoniert und Briefe geschrieben…
Aber ist denn alles was es früher gab denn auch besser und vor allem auch noch zeitgemäß? Früher dachte man auch, dass die Erde eine Scheibe sei – kommt immer darauf an, was man mit „früher“ meint.
In der heutigen Zeit ändern sich die Lebensumstände so schnell, da ist es wenig zielführend, ständig die Welt, wie sie vor 40 Jahren gewesen ist, als Referenzwert heranzuziehen! Die Freizeitgestaltung unserer Jugendlichen hat sich drastisch geändert. Die Digitalisierung bringt komplett neue Verhaltensweisen hervor, denen wir Eltern offen gegenüber sein sollten.
Früher hat man sich in der Schule verabredet, ist nach den Hausaufgaben los und kam heim, wenn es dunkel wurde. Heute wird im Gruppenchat per Whatsapp ausgemacht, an welchem See man sich wann trifft. Via Instagram benachrichtigen die Kids den Rest der Welt, wo sie im Moment liegen. Das ist nunmal so – ob uns das Eltern gefällt oder nicht!
Hieran können wir als Eltern wenig ändern.
Wenn die Kinder den ganzen Nachmittag im Sport waren und zuhause zuerst ihre 75 Nachrichten lesen müssen, dann mag uns das nicht gefallen. Für unsere Kinder ist das wichtig.
Mein Tipp: Halte die gedanklich weniger damit auf, was früher besser war, sondern versuche herauszufinden, was dich wirklich stört und gehe diesen Punkt an.
# 3: Handy wegnehmen ist keine adäquate Bestrafung!
Wenn du deinem Kind als Strafe leichtfertig das Smartphone wegnimmst, dann bedeutet das für dein Kind soziale Isolation. Früher hat man die Kinder eingesperrt, heute nimmt man ihnen das Smartphone weg. Der Effekt ist der selbe. Du schneidest dein Kind damit komplett von der Umwelt ab.
Ich höre auch immer wieder von Eltern, die ganz stolz berichten, dass sie es tatsächlich getan haben – sie haben ihrem Kind das Handy weggenommen oder zerstört. Das mag vielleicht kurzfristig deine Wut befriedigen aber bitte bedenke, was du deinem Kind damit antust!
Alle wichtigen Informationen, Termine, Verabredungen sind auf dem Smartphone gespeichert. Ohne sein Handy ist dein Kind von der Außenwelt isoliert. Wie lange schaffst du es, ohne dein Smartphone auszukommen?
Wir sind ohne diese ganzen digitalen Errungenschaften aufgewachsen und manchmal fehlt uns als Eltern das Einfühlungsvermögen, welche Wichtigkeit das Smartphone für unsere Kinder hat.
Aber du weißt, wie wichtig deinem Kind sein Smartphone ist. Und diese als Manipulationsmittel, Druckmittel oder Waffe einzusetzen, da du sonst keine Ideen mehr hast, ist kindisch und wenig zielführend! Mit Beginn der Pubertät ist die Zeit des Manipulierens, des Lenkens der Kinder vorbei. Als dein Kind noch kleiner war, konntest du es mit Belohnung, Strafe oder Drohungen dazu bringen, das zu tun, was du für richtig hältst. Doch nun ist es ein Teenager auf dem Weg zum Erwachsenen, nun ist diese Zeit vorbei.
Natürlich gibt es sehr grobe Verfehlungen die eine so harte Konsequenz nötig haben aber diese kommen doch eher sehr selten vor. Meistens bestrafen wir impulsiv und aus eigener Machtlosigkeit heraus.
Mein Tipp: Wenn du das Handy deines Kindes wegnehmen willst, damit es dir damit besser geht, schnaufe erst einmal durch, verlasse die Situation und überprüfe, ob du 10 Minuten später immer noch der Meinung bist, dass dies die einzig wahre Lösung ist.
# 4: Redet miteinander
Früher haben wir mehr direkt miteinander kommuniziert. Dabei haben wir unsere Empathie anderen Menschen gegenüber gestärkt, haben gelernt, Stimmungen anhand von Gesichtern und Stimmlagen zu erkennen. Je mehr Jugendliche nur noch chatten, schreiben und Sprachnachrichten verschicken, umso weniger lernen sie diese Fähigkeiten. Daher versuche zuhause authentisch zu sein, deine Stimmungen zu zeigen und nicht mit Pokerface den ganzen Tag zu verbringen. Dein Kind hat immer weniger die Gelegenheit, diese Fähigkeiten zu lernen. Daher sei du sein bester Lehrmeister. Je echter und ehrlicher du zuhause deine Gefühle zeigst, desto mehr lernt dein Kind auch, wie das geht und wie man damit umgeht.
Unsere Kinder geben uns Eltern oft nur einsilbige Antworten, schicken ihren Freunden aber 10-minütige Sprachnachrichten. Wir als Eltern sind eine zeitlang nervig und anstrengend für unsere Kinder. Das ist einfach so! Und dennoch sollten wir nicht aufgeben und uns entmutigen lassen. Bleibe weiter im Kontakt, rede mit deinem Kind, bleib in Verbindung.
Möglicherweise erfährst du mehr über das Leben deines Kindes via Facebook und Instagram als von ihm persönlich. Aber das ist nichts, was dein Kind gegen dich macht! Das ist einfach in diesen Zeiten die Art, wie unsere Kids kommunizieren. Statt darüber zu schimpfen bleibe in der Eigenverantwortung und überlege dir, was du dennoch tun kannst, um in Kontakt zu bleiben.
Mein Tipp:
Übe mit deinem Kind die Fähigkeit, Emotionen und Gesichtsausdrücke zu verstehen. Sei du das lebende Beispiel, sprecht darüber und bleib authentisch. Bleibe mit deinem Kind emotional in Verbindung, auch wenn es sich so verhält, wie es dir nicht gefällt.
Liebe dein Kind bedingungslos, nicht nur wenn es offline ist.
# 5: Vereinbart feste Offlinezeiten für alle: Familytime!
Etabliert feste Offlinezeiten. Während dem Essen, bei den Hausaufgaben sollte das Handy unwichtig sein. Dies sollte aber für alle Familienmitglieder gelten. Denn wenn du dauernd die Regeln brichst, wird dich dein Kind kaum ernst nehmen, wenn du es deswegen schimpfst.
Etabliert einmal im Monat einen gemeinsamen Abend, gerne auch außer Haus, bei dem alle ihr Handy zuhause lassen.
Ich sehe immer mehr Menschen, die gemeinsam im Restaurant sitzen und jeder starrt auf sein Smartphone.
An eine Unterhaltung ist kaum zu denken.
Ich weiß mit Teenies ist das schwer, gemeinsame Offline-Zeiten zu finden! Aber wenn ihr miteinander redet, findet ihr bestimmt eine Zeit, in der das geht. Möglicherweise sträuben sich die Kids anfangs dagegen, weil sie furchtbar Angst davor haben, etwas zu verpassen. Aber wenn ihr zeigt, dass Familienzeit auch schön sein kann, dass ihr davon alle profitiert und Spaß habt, dann werden sie sich irgendwann auch darüber freuen.
Und diese Zeiten kommen ja nicht willkürlich und ohne Vorwarnung. Daher kann dein Teenie vorher ja auf Facebook posten „Hey Fans, ich bin dann mal 3 Std. offline.“
Mein Tipp:
Fangt an, feste Offlinezeiten zu vereinbaren. Die Zeit sollten aber alle Familienmitglieder mitbestimmen dürfen. Diese Zeit sollte so gelegt sein, dass es für alle auch zeitlich passt. Nicht nur für die Eltern, auch die Bedürfnisse der Kinder solltest du dringend beachten, sonst gibt es nur Ärger um diese Zeiten.
Wenn du diese Tipps beherzigst und nicht vergisst, dass du selber mal jung gewesen bist, dann bin ich mir sicher, dass sich deine Ansichten gegenüber dem Handyverhalten deines Sprösslings einiges ändert.
- Klar müssen wir aufpassen, dass die Kids nicht die ganze Nacht zocken oder chatten
- Klar ist es ungesund, wenn sie dauernd dem Druck ausgesetzt sind, erreichbar zu sein
- Natürlich stört es uns, wenn unser Kind nur mit dem Gesicht auf den Bildschirm starrt, ohne die Umwelt dabei mehr wahrzunehmen
Jammere nicht über Dinge, die du nicht ändern kannst, sondern konzentriere dich auf die Bereiche, die du aktiv mitgestalten und vorleben kannst.
Die Aufmerksamkeit folgt immer der Energie daher richte deine Energie an die Stellen, an denen du aktiv Veränderung leben kannst. Doch Veränderung geschieht immer von innen nach außen!! Du kannst niemanden zwingen sich zu ändern. Aber du kannst dich ändern, deine Einstellung, dein Verhalten, deine Reaktion!
Veränderung geschieht immer von innen nach außen!!
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