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Die Zukunft unserer Kinder: So kann das Leben unserer Kinder im Jahr 2115 möglicherweise aussehen
Dr Florina Speth im Interview mit Kira Liebmann
Das Jahr 2115 scheint noch so fern. Doch Kinder, die heute geboren werden haben eine Lebenserwartung von 100 Jahren, was es für sie durchaus realistisch macht, dieses neue Jahrhundert mitzuerleben. Wie sieht wohl das Leben im Jahr 2115 aus und kannst du als Elternteil heute schon aktiv daran mitbestimmen?
In dieser Podcastfolge geht es um solche Fragen. Dr. Florina Speth spricht im Interview darüber, wie das Leben in den nächsten 100 Jahren sich entwickeln könnte. Europas größtes Zukunftsforschungsinstitut 2b AHEAD hat ein international einmaliges Projekt ins Leben gerufen. Die Langzeitstudie unter dem Titel „Die Zukunft unserer Kinder“.
Studienleiterin Dr. Florina Speth erklärt, wie sie sich das Leben unserer Kinder in den nächsten 100 Jahren vorstellt, welche technologischen Fortschritte es in der Hirnforschung gibt und wie die sensiblen Erkenntnisse daraus nachhaltig und effektiv genutzt werden können.
In der Zukunftsstudie werden zehn Kinder, die im Jahr 2015 geboren wurden, in ihre möglichen Zukünfte begleitet. Alle Kinder sind in Deutschland geboren und haben demnach eine durchschnittliche Lebenserwartung von 100 Jahren.
Dies bedeutet, dass diese Kinder einen Lebenshorizont erreichen können, der bis ins 22. Jahrhundert hinein reicht.
Wie könnten die Lebenswelten unserer Kinder in der Zukunft aussehen?
Dieses Projekt dient als eine Art Denkmodell, wie eine mögliche Zukunft aussehen könnte. Innerhalb der Studie wird zunächst ein Visionsspiegel der Gegenwart erstellt, um eine Idee davon zu erhalten, welche Zukünfte in welcher Form überhaupt möglich sein können.
Dafür werden Experten aus den verschiedensten (Fach)Bereichen, aber auch Eltern und Angehörige der Kinder jährlich befragt. Das ist so wichtig, weil die nahestehenden Personen, die den Augenblick des Lebens in diesem Moment maßgeblich mitformen und mit Werten bestücken, großen Einfluss auf die Zukunft ihrer Kinder haben.
Die Antworten aus den Befragungen sind Ideen, keine Prognosen.
Daraus wird ein Thesenkosmos erstellt, sodass aus den beiden Expertenmeinungsbereichen eine Idee geformt wird, wie das Leben der Kinder mit 30, 50 oder 80 Jahren ausschaut.
„Der nächste Schritt menschlicher Evolution wird es sein, dass wir unsere Gehirne auf einen elektronischen Datenträger übersetzen werden“, erzählt Dr. Florina Speth im Gespräch. Dies ist jedoch schon ein sehr extremes Beispiel für die Vorstellung, wie die Zukunft mal aussehen kann.
Es entstehen ganz unterschiedliche Szenarien der Zukunft der Kinder
Da es ganz unterschiedliche Auffassungen von Werten, Vorbildfunktionen, Erziehung und alltäglichen Themen in einer Familie gibt, entstehen verschiedene Parameter, welche die Zukunft maßgeblich beeinflussen. Ist eine Familie z.B. wenig am digitalen Fortschritt interessiert, wird dies in das Zukunftsszenario ihres Kindes einbezogen.
„Ziel dieser Studie ist es, uns überhaupt Möglichkeiten zu geben, plastisch, nahbar und emotional auch wirksam, (…) Bilder zu geben, die aufzeigen, wie es sein könnte, um uns daran zu reiben, vielleicht sogar ein bisschen positiv daran zu erschrecken und ins Gespräch zu kommen“, erläutert die Zukunftsforschrin Dr. Florina Speth.
Im ersten Moment erscheint es schwierig, über einen so großen Zeitraum zu sprechen, aber da die Kinder bereits geboren sind, macht es das ganze sehr viel realer und verständlicher. Da diese Expertenbefragungen mehrmals im Jahr stattfinden, ist diese Studie dynamisch und die 15 Zukunftsszenarien der teilnehmenden Kinder verändern sich dementsprechend häufig mit.
Im Interview wird deutlich, welches Ausmaß diese Langzeitstudie hat. Thesen können immer wieder angepasst, verworfen oder neu überdacht werden.
Schon heute, 2019, ist der digitale Fortschritt in aller Munde.
Wenn nun aber Quantencomputer ins Spiel kommen, dann kann dies sogar bedeuten, dass Naturgesetze neu überdacht werden müssen. Dies hätte natürlich maßgeblich Einfluss auf die Zukunft unserer Kinder.
Dabei spielt der sogenannte Mind Upload eine große Rolle, d.h. dass es rein technologisch möglich ist, das Gehirn mit all seinen elektro-chemischen Daten auf einen elektronischen Datenträger zu übersetzen.
Und wer weiß, vielleicht gibt es die Option in Zukunft, das Gehirn in der Hosentasche mit sich herumzutragen. „Dieser Datenspiegel, den wir über uns verfügbar machen, in Kombination mit der Aufzeichnung unserer elektro-chemischen Aktivität im Gehirn, könnte dann halt auch die Bedeutung dessen, was wir denken mit entschlüsseln lassen“, erklärt die Leiterin der 2b AHEAD Zukunftsstudie Dr. Florina Speth.
Wie geht man als Gesellschaft mit genetischer Modifikation um?
Dieser Fortschritt bringt auch Zweifel mit sich, weil es u.U. Menschen gibt, die dieses sensible Wissen für ganz eigennützige und/ oder zerstörerische Zwecke entfremden, anstatt Gutes damit zu tun.
Du fragst dich jetzt vielleicht, ob es dann bald Designer-Babys gibt? „Ich denke, dass die Option und Möglichkeit besteht, genetische Modifikation durchzuführen zunimmt. Das sieht man ja auch daran, wie wir bereits mit Pflanzen und Tieren als Menschen daran gearbeitet haben. Und dieser geheime Wunsch, gesünder, klüger, schöner zu sein, wird das mit vorantreiben“, so Dr. Florina Speth.
Diese Entwicklung wird unterschiedlich schnell in den verschiedenen Ländern der Welt vonstatten gehen. Ein sehr veranschaulichendes Beispiel für die genetische Optimierung, im Sinne von Selektion, ist die Partnerwahl.
Du bist automatisch biologisch so gepolt, dass du dir einen Partner aussuchst, bei dem dein Körper denkt: Das ist die optimale Genkombination. Schließlich möchtest du gesunde Kinder. Nun kommt da die technologische Optimierungslinie mit in die Gedankenwelt und eigentlich unterscheidet diese sich gar nicht so sehr von der biologischen Optimierungslinie.
Die Intension ist dieselbe: Ein gesundes Kind in die Welt setzen Familien- und Körperkonzepte können neu in Frage gestellt werden, da es so viele Meinungen, wie Menschen gibt. Fest steht, dass diese Art der Wissenschaftsforschung wahnsinnig viele neue Erkenntnisse liefern wird, die jeder für sich interpretieren muss. Der Trend, vor allem auch in der Lebensmittel- und Gesundheitsbranche, geht hin zu einer proaktiven Prävention.
Vergessen darf dabei jedoch nicht werden, dass krank sein wichtig ist. Das Immunsystem muss trainiert werden, weil es sonst verlernt den Körper zu schützen. Die Folge daraus wäre die Zunahme an Autoimmunerkrankungen. Dies ist sehr wertvolles Wissen und ein wichtiger Aspekt in Bezug auf die proaktive Prävention, da so schon jetzt klar ist, dass ein intelligenter Umgang damit unabdingbar ist.
Aber wenn zu viele Menschen unendlich lange Leben können, was macht das mit der Welt?
Diese Frage beantwortet Dr. Florina Speth im Interview mit zwei wunderbar nachvollziehbaren Beispielen.
Und dann gibt es noch die Menschen, die bei all dem gar nicht mitmachen möchten. Daher stellen sich die Forscher auch die Frage, ob es Aussteiger geben darf. Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten. Menschen, der die technologische Last zu viel ist, wird sicherlich eine Möglichkeit haben, sich zurückzuziehen.
Jedoch werden die Generationen in diesen technologischen Fortschritt hineingeboren und gehen somit schon ganz anders mit der Thematik um. Eins darf jedenfalls nicht aus en Augen verloren werden: Die Bedeutung von Familie und Werten bleiben!
Es kann zwar sein, dass diese sich in ihrer individuellen Ausgestaltung etwas verändert, aber der Grundstein für Familie und die Werte, die in dieser vermittelt werden, bleiben auch im Zeitalter des technologischen Fortschritts konstant und vor allem wertvoll für das Leben der Kinder.
In der Zukunftsstudie werden auch die Zukünfte von Beziehungen dargestellt. Damit sind jegliche Arten von Beziehungen gemeint: Liebesbeziehung, Eltern(teil) – Kind – Beziehung, Freunde, Fremde und allgemein die Beziehung mit der Umwelt (Schule, Politik, Regierung).
Dies nennt sich Modellieren von Systembeziehungen. So wird in der Studie z.B. auch gezeigt, dass Menschen in Echtzeit zur Wahl animiert werden können. Das wirkt im ersten Moment für manche eventuell sehr manipulierend, ist aber nichts anderes als das analoge Wahlplakat, auf dem ebenfalls zur Stimmabgabe aufgerufen wird.
Wie bereits erwähnt, werden unsere Kinder viel leichter mit dem technologischen Fortschritt umgehen und Bewältigungsstrategien entwickeln, die es ihnen ermöglicht, nicht fremdbestimmt zu leben oder ständig manipuliert zu werden.
Wie kann damit umgegangen werden, wenn Menschen vom Sozialkreditsystem ausgegrenzt werden?
Dieser Frage wird in der 2b AHEAD Langzeitstudie ebenfalls nachgegangen. „Wenn wir in einer Familie ganz ohne Geld und ohne sozialen Statusanknüpfungspunkt aufwachsen, ist es ganz schön schwer irgendwie seine Nase nach oben zu kriegen, an einem guten Bildungssystem teilzuhaben, (…) mit einer sogenannten Chancengleichheit zu starten“, erklärt die Zukunftsexpertin.
Es werden Zukunftsvarianten modelliert, in denen, wie in China, ein Sozialkreditsystem existiert und somit auch überlegt, wie damit umgegangen werden kann, wenn aufgrund dessen Ausgrenzung stattfindet.
Eine Lösungsmöglichkeit ist ein inklusiver Ansatz, um Freiheit zu erreichen. Es gibt in diesem Modell die Möglichkeit seinen Sozialkreditsystem, also seinen Punktescore zu erhöhen. Wie genau dies funktioniert, erfährst du im Interview.
Auf jeden Fall ist jetzt schon deutlich zu spüren ist, dass der soziale Aspekt in vielen Lebensbereichen, wieder mehr in den Vordergrund rückt.
„In der näheren Zukunft hören wir sehr genau auch den Eltern zu, was die sich für ihre Studienteilnehmer wünschen und hören heraus, dass die Frustration derzeit auf Schulsysteme sehr groß ist“, antwortet Dr. Florina Speth auf die Frage hin, wie es mit dem Bildungssystem aussieht. Es wird deutlich, dass Eltern unzufrieden sind, weil klar ist, dass die Gesellschaft Sklaven heranzieht, die in der Schule nur auswendig lernen.
Das Schulsystem ändert sich derzeit schon. Es müssen nonverbale Vorstellungskräfte gefördert werden, sei es im musischen, künstlerischen, schöpferischen oder anderen Bereichen. Im Zukunftsmodell wird die Institution Schule in Frage gestellt.
Es ist wichtig, dass Menschen, die etwas handwerkliches können, dies auch an die Kinder weitergeben
Der Begriff Lehrer wird erweitert. Kinder lernen nicht nach Lehrplan, sondern eignen sich selbst wissen an, indem sie machen. Wissen wird praktisch in Projekten vermittelt. Lehrende sind Menschen, die verschiedenes Wissen in ganz unterschiedlichen, lebenspraktischen Bereichen haben und diese an die Kinder weitergeben, indem sie sie Projekte testen lassen.
Die Kinder dürfen Fehler machen, weil diese wichtig für den Lerneffekt sind. „Sie lernen z.B. mit Budgetverantwortung kleine Projekte zu fahren, Eigenständigkeit zu haben, Teams zu bilden, wo sie nicht nach Lehrplan lernen und abgefragt werden“ erzählt Dr. Florina Speth.
Es werden schöpferische Kräfte freigesetzt, die es ermöglich individuell auf Lebenssituationen zu reagieren und nicht ins Schleudern zu kommen. Was die Wissenschaftlerin Dr. Florina Speth von der Zukunftsforschung hält und wie sie mit dem technologischen Fortschritt umgeht, verrät sie in der Podcastfolge genauer.
Fest steht, dass diese Langzeitstudie darüber, wie unsere Kinder in 100 Jahren einmal leben könnten, eine wahnsinnige Chance bietet, Szenarien zu entwickeln und Denkräume zu kreieren, in denen nachhaltig und lösungsorientiert auf ganz unterschiedliche Probleme eingegangen werden kann.
Die Zukunft geht alle an und es ist umso schöner an dieser aktiv teilzuhaben.
„Man sollte Kinder fragen, wie sie die Zukunft sehen und wir Erwachsenen sollten auch öfter mal gut zuhören, was die so sagen, weil die so schön grenzenlos denken“, bemerkt Dr. Florina Speth abschließend und findet damit die richtigen Worte am Ende dieses spannenden Interviews.
Inhalt/ Podcast: Kira Liebmann
Blogartikel: Susanne Hentschel